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Nächste Überwachungsphase am Bahnhof Berlin-Südkreuz gestartet

Deutsche Bahn und Bundespolizei proben an dem viel befahrenen Bahnhof Berlin-Südkreuz die massenhafte Überwachung durch modernste Videotechnik.

Der Bahnhof Südkreuz wird am Tag von über 100.000 Personen zum Ein- und Ausstieg betreten. Für Berlin ist er einer der großen Kreuzungsbahnhöfe, da hier Fernverkehr, Regionalverkehr und der öffentliche Nahverkehr abgewickelt werden.

Um der vermeintlichen Sicherheitslage dieses hohen Verkehrsaufkommens gerecht zu werden, proben die Deutsche Bahn und die Bundespolizei hier die flächendeckende Überwachung aller Fahrgäste. Da solch ein Personenaufkommen durch herkömmliche Videoüberwachung nicht abgedeckt werden kann, wird zusätzlich intelligente Videotechnik eingesetzt, die Bewegungen, Handlungen, Personen und Positionen analysiert und auswertet.

Hohe Fehlerraten bei Gesichtserkennung

Test „intelligenter Überwachung“ bis Dezember geplant

Seit Dienstag wird diese moderne Technik in einem weiteren Verfahren eingesetzt und auf die Probe gestellt. In einem bestimmten Zeitfenster werden Statisten jeden Dienstag und Mittwoch dem System bestimmte Szenarien vorsetzen, auf die es passend reagieren soll. Bei dieser Verhaltensanalyse soll das System erkennen, ob z.B. eine Person sich einfach nur auf den Boden setzt, um auf ihren Zug zu warten, oder  -wie es bei der Deutschen Bahn heißt – die Sicherheit des Bahnbetriebes beeinflussen will. Bei einem Alarm sollen dann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn oder Bundespolizei informiert werden.

Datenschutz nicht gewährleistet

Bereits das Testverfahren zur automatischen Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz der Jahre 2017 und 2018 stieß auf viel Kritik. Nun soll der Datenschutz gewährleistet sein, da keine Gesichtserkennung durchgeführt wird und dadurch keine Person eindeutig identifiziert werde. Die eingesetzte Software zur Verhaltensanalyse kann trotzdem auf die Freiheitsrechte einer Person Einfluss nehmen. Menschen können sich gezwungen fühlen, unangebrachtes Verhalten zu vermeiden, um keinen Alarm bei Bahnpersonal oder Polizei auszulösen.

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Analyse zur Gefahrenabwehr

In der aktuellen Testphase sollen verschiedene Situationen durchgespielt und erkannt werden, auf die das System angemessen reagieren soll. Das Betreten von bestimmten Bereichen wie dem der Schließfächer oder auch Baustellen sollen überwacht und liegende Personen entdeckt werden. Große Personengruppen oder Ansammlungen sollen schneller erkannt und durchgezählt werden, wenn sie sich nicht typisch verhalten. Abgelegte Gepäckstücke sollen zudem schneller registriert und im besten Fall automatisch einer Person zugeordnet werden. All dies werde durch eine Software vollautomatisch erkannt und bei Alarm an eine/n Mitarbeiter oder Mitarbeiterin weitergegeben. Laut Bundespolizei und der Deutschen Bahn diene diese intelligente Überwachung der Gefahrenabwehr und dem reibungslosen Ablauf des Bahnverkehrs.

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