Im ganzen Land haben schon am Vorabend die ersten Proteste zum Internationalen Frauenkampftag begonnen. Hier einige Berichte, was am 8. März 2022 auf den Straßen los war, welche Parolen laut wurden und welche Forderungen im Mittelpunkt standen. Ein Bericht über die Proteste international folgt.
Unzählige Aktionen haben gestern anlässlich des Internationalen Frauenkampftags stattgefunden. In Berlin hatten die Aktionen schon am 7. März mit einer kämpferischen Vorabend-Demo begonnen. Einen Tag später zogen rund 5.000 Teilnehmer:innen durch Berlin-Wedding.
In Frankfurt fanden, wie in den meisten größeren Städten, ebenfalls gleich mehrere Aktionen statt: Aurora FemRat, Internationale Jugend, Kommunistische Frauen, Ria Deeg, YDG, Yeni Kadin, YS, und Zora organisierten dort neben bei einer internationalistischen Vorabend-Demo auch das Gedenken an Ivana Hoffmann, die als Internationalistin am 7. März unsterblich wurde. Das Motto der Vorabend-Demo war: „Wir können uns diese Welt nicht mehr leisten! Bringen wir sie ins Wanken!“ – die Organisatorinnen verbanden die klassenkämpferische Parole angesichts der Teuerungen mit der besonderen ökonomischen Situation von Frauen. Am 8. März selbst folgten in der Stadt rund 1.500 Menschen dem Aufruf „Feuer und Flamme dem Patriarchat!“ zur Demonstration vor die Hauptwache.
Auch in Köln fand neben einer großen Demonstration, zu der ein breites, feministisches Bündnis aufrief, eine internationalistische Aktion statt. Auf der linken Rheinseite demonstrierten annähernd 5.000 Menschen etwa im feministischen Klimastreik-Block oder im Block für Care-Gerechtigkeit. Auf der rechten Rheinseite kamen rund 200 Menschen zusammen, die die internationale Solidarität als Stärke im Kampf gegen das Patriarchat betonten. Besondere Stimmung schaffte eine Rednerin des Tigray-Frauenvereins: Während die Demonstration aus den Fenstern entlang der Demo-Route begrüßt wurde, brachten die Teilnehmer:innen lautstark ihre Solidarität mit den vom Bürgerkrieg besonders betroffenen Frauen des äthiopischen Tigray zum Ausdruck.
Neben Demonstrationen haben in vielen Städten auch Kundgebungen stattgefunden, bei denen viele Rednerinnen ihre Forderungen auf die Straße trugen. In Wuppertal kamen rund 150 Menschen zu einer Kundgebung, viele Passant:innen blieben stehen, um den Reden zuzuhören. In den Beiträgen wurde über die Situation in der Ukraine, Türkei und Kurdistan, über Pflege, Bildung und den §218 gesprochen. Darüber hinaus gab es noch einen Infotisch mit einer Fotoaktion, an der man sich beteiligen konnte – die Ergebnisse werden unter #Solidaritätmit gesammelt.
Auch in Leipzig startete der 8. März mit einer Kundgebung: Gemeinsam mit dem Frauenkollektiv Leipzig beteiligten sich die Internationale Jugend, die Kommunistischen Frauen, das Solidaritätsnetzwerk und Zora mit kämpferischen Redebeiträgen. Im Anschluss fand die Demonstration des feministischen Streikbündnisses „Femstreik Leipzig“ statt, die vom Alexis-Schuhmann-Platz aus startete. Nach einigen spannenden Redebeiträgen begleiteten Live acts den Aufbruch der Demonstration.
In Göttingen demonstrierten Hunderte unter dem Motto „Das kapitalistische Patriarchat zerschlagen!“.
In Hamburg fanden nicht nur eine, sondern gleich mehrere Demonstrationen statt: Nach einem Sternmarsch trafen die Demo-Züge am Jungfernstieg zusammen. Die Finger machten unterschiedliche Schwerpunkte sichtbar, so lauteten ihre Namen „Flinta* Kämpfe international“ oder „Kita und Care – wir wollen mehr!“. Auch dort beteiligten sich insgesamt 5.000 Menschen an den Protesten.
„Streik ist die Devise!“
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di entschied, den Streiktag in die Verhandlungen der Beschäftigten in sozialen und erzieherischen Berufen auf den 8. März zu legen. Passend, denn es sind die „typischen Frauenberufe“, die aktuell um bessere Bezahlung, vor allem aber bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. So war auf vielen Demonstrationen die Solidarität mit den Arbeiterinnen und Streikenden zu spüren: „Einer guten Pflege steht Profit im Wege!“ war etwa in Essen und Köln laut auf den Straßen zu hören.
Schon einen Tag vorher, am 7. März, machte die Gewerkschaft auf den „Equal Pay Day“ aufmerksam: „Bis zum heutigen 7. März arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern in Deutschland umsonst. Damit sich das ändert, streiken wir heute am Equal Pay Day und vor allem morgen am Frauenkampftag für eine Aufwertung der Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst. Denn in Kitas, Schulkindbetreuung, sozialen Diensten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen arbeiten zu 90 Prozent Frauen. Wir streiken jetzt, weil wir noch erleben wollen, dass der Equal Pay Day in der Silvesternacht gemeinsam von allen gefeiert werden kann.“