Schlammschlacht im Hause des Medien-Konzerns „Axel Springer SE“: Seitdem man gegen den ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt gerichtlich vorgehen will, landen interne SMS von Konzernchef Döpfner im Internet. Darin hetzt dieser gegen Muslime und Ostdeutsche und zeigt, wie sehr die FDP durch die BILD-Zeitung gefördert werden sollte.
In Europas größtem Zeitungshaus geht es derzeit hoch her. Am Dienstag machte der Spiegel bekannt, dass von Seiten des Konzerns Axel Springer SE eine Millionenklage gegen den ehemaligen BILD-Chefredakteur Julian Reichelt vorbereitet wird. Dieser stand vier Jahre lang der Auflagen-stärksten deutschen Tageszeitung vor.
Ende 2021 war er von Springer-Chef Matthias Döpfner gefeuert worden, nachdem international berichtet wurde, dass sich Reichelt innerhalb von BILD Frauen durch Ausnutzung beruflicher Abhängigkeit sexuell gefügig gemacht haben soll. Erst dann wurde die Beziehung von Springer und Reichelt beendet, da der Konzern die Übernahme der US-Mediengruppe Politico gefährdet sah.
Zuvor hatte Döpfner lange Versucht, Reichelt zu decken. Er hatte sogar überlegt, eine „Gegenrecherche“ gegen die Frauen zu machen, die Reichelt Machtmissbrauch vorwarfen.
„Vögeln, fördern, feuern“
Über das System-Reichelt, welches Intern als „vögeln, fördern, feuern“ beschrieben wurde, soll nun am 19. April ein Buch mit dem Titel „Noch wach?“ erscheinen. Springer scheint nun um positive Presse bemüht und dürfte auch aus diesem Grund nun auf eine Millionenklage gegen Reichel setzen – und dies selbst in der Presse so kurz vor Veröffentlichung platziert haben. Vorwürfe gegen Reichelt umfassten demnach, dass Dokumente und interne Informationen aus dem Springer-Haus mitgenommen haben könnte und zudem gegen ein Nicht-Abwerbe-Abkommen verstoßen haben könnte, wie der Spiegel berichtet.
Tatsächlich hat Reichelt nach seinem Rausschmiss versucht eine eigene „Marke“ rund um seinen Namen aufzubauen. Auf seinem Youtube-Kanal „Hallo Reichelt“ verbreitet er seit dem rechte Agitation. So schätzt etwa der Neofaschist Martin Sellner in der „Sezession“, dem Theorieorgan der neuen Rechten ein, dass „die Bilder und Szenen, die Reichelt uns lieferte und liefern wird, erhebliches Aufklärungspotential“ hätten, das „auch von authentischen Rechten genutzt werden kann.“
Döpfner gegen „muslims und all das andere Gesochs“
Inhaltlich sind sich da Reichelt und der Springer-Chef nah. Doch Döpfner häuert sich intern eben immer besonders deutlich. So kam kurz nachdem der Spiegel-Artikel online war prompt die Retourkutsche. So berichtete die ZEIT über interne SMS von Springer-Chef Döpfner, die dessen Rechte Gesinnung zeigen. Dazu gehören unter anderem:
- „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“.
- „Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“ oder „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“
- „Kann man noch mehr für die FDP machen? Die sollten 16 Prozent mindestens kriegen.“ Diese seien „Die einzigen die Konsequenz gegen den Corona Massnahmen Wahnsinn positioniert sind. It’s a patriotic duty.“
An Reichelt soll Döpfner nach seinem Rausschmiss geschrieben haben: „Beruflich hast du mich getäuscht und mir Schaden zugefügt wie niemand sonst. Persönlich und was unsere gemeinsame Weltsicht betrifft fühle ich mich Dir nach wie vor sehr verbunden. Ich glaube, Du weißt das, aber ich wollte es Dir noch einmal sagen.“
In einer ersten Stellungsnahme geht Döpfner in den Verteidigungsmodus. Er „hoffe doch sehr“, dass er selber zentralen Einfluss auf Deutschlands meistgelesene Printzeitung nehme. „Das ist als CEO und Miteigentümer schließlich mein Job.“ Über allem stehe aber selbstredend „die Freiheit der Redaktionen“.
Doch diese Redaktionen sind austauschbar. Erst Mitte März hatte Döpfner die neue Redaktionsriege der Bild-Zeitung massiv umgebaut, drei Führungskräfte mussten gehen.